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Auf dem e-Bike Sattel Andalusien erkunden

Auf dem e-Bike Sattel Andalusien erkunden
Jenny

Um euch richtig auf den eMTB-Frühling einzustimmen, erzähle ich heute von meiner Tour durch Andalusien im letzten Winter. Denn als es hier noch kalt und nass war, habe ich in Andalusien angenehm wärmende Sonnenstrahlen auf dem Sattel eines Riese & Müller Charger genießen können. Und dabei war von kurvigen und verwurzelten Singletrails, über weit ausschweifende Berglandstraßen und dem Steckenbleiben auf einem Lehm-Feldweg wirklich alles dabei. Ich fand’s absolut klasse und konnte darüber hinaus meine zugegebenermaßen noch recht am Anfang stehenden eMTB-Skills etwas verfeinern ? (für alle, die jetzt verwundert die Augenbrauen hochziehen: Hier schreibt Jenny, nicht WillLee!)

Erfahrungsbericht: e-Bike fahren in Andalusien

Die Gegend rund um Málaga eignet sich fantastisch für Ausfahrten mit dem eMTB: Asphaltierte Küstenstraßen, auf denen man über Kilometer immer das Meer an seiner Seite hat, staubige Feldwege, verlassene Bergstraßen mit unzähligen Serpentinen und natürlich das wichtigste überhaupt: Kleine Pfade, die sich um Felsen und jahrzehntealte Pinien den Berg hinauf und natürlich wieder hinunter schlängeln.

Auf der Bergstraße haben wir mit unserem eMTBs richtig Gas gegeben.
Zeit für einen kleinen Fotostop muss im andalusischen Bergland einfach ab und an sein.

Die letzte Ausfahrt auf meinem Andalusien-Trip bestand zu 70 Prozent aus eben solchen Pfaden und ich muss gestehen, an einigen Stellen musste ich absteigen und mein Bike mit reiner Muskelkraft über die kantigen Felsen hieven, die sich nur weniger Zentimeter vom kilometertiefen Abgrund befanden – nein, ich übertreibe natürlich, aber ein bisschen mulmig war mir schon! Nun aber erst einmal zu den Fakten:

Wie habe ich mein e-Bike überhaupt nach Andalusien bekommen?

Überhaupt nicht. Denn Akkus im Flugzeug….wir wissen wie das läuft – nämlich auch überhaupt nicht. Deshalb haben wir (ich und meine Kollegen von e-motion) die Finca Limón in Pizarra zu unserem Hauptquartier auserkoren. Hier gibt es neben der wirklich zauberhaften Hausdame Katja nämlich auch einen ganzen Satz an Riese + Müller-eBikes und erfahrene Tourguides, die wirklich jede einzelne Straßen, jeden Trail und jeden Drop von Malaga aus ins Inland kennen.

Mit dem Charger Andalusiens Berge erobern

Auf dem Charger habe ich meine 3 Tage in Andalusien verbracht.

Auf der Finca Limón lernte ich dann auch meinen Begleiter für die nächsten 2 Tage kennen: ein quirliges Kraftbündel namens Charger mountain aus der Familie Riese & Müller. Leider ein Hardtail, aber da ich nicht sehr hoch gewachsen bin, ist die Auswahl an Bikes in der Regel nicht übermäßig groß. Mein Charger hatte also keinen Dämpfer, dafür aber einen zweiten Akku über den ich bereits am ersten Tag, als wir 70 Kilometer und 800 Höhenmeter bewältigt haben, sehr froh war. Die meisten anderen waren auf dem Delite mountain unterwegs, einem Fully eMTB mit 120 mm Federweg und dem Bosch Performance CX Motor.

Etwas zu groß für mich, aber trotzdem ein sehr gutes handling!

Das Charger in Rahmenhöhe 49 war für meine 1,63 m zwar noch immer etwas groß, durch die kompakte Bauweise und die schnelle Reaktion des Bikes konnte ich es aber dennoch gut handeln – auch wenn die Trails schmaler und die Kurven enger wurden. Lediglich den zu großen Reach habe ich bereits nach 20 Kilometern im gesamten Oberkörper gespürt, das war aber kein Grund aufzugeben! ?

eMTB-Modus: zunächst war es Liebe

Ausgestattet mit dem Bosch Performance CX bin ich auch das erste mal den eMTB-Modus im Gelände gefahren und ich kann nun bestätigen, was ich zuvor oft gelesen habe: Schalten wird in vielen Situationen tatsächlich oft zur Nebensache. Die 11 Gänge der Shimano Deore XT musste ich eigentlich nie voll ausnutzen. Stattdessen haben meine Mitreisenden unterwegs öfter von hinten den Schrei „eMTB-Power“ gehört und kurze Zeit später habe ich als grüner Blitz die Gruppe von hinten aufgerollt (so jedenfalls ist es in meiner Erinnerung), weil ich total fasziniert von der Reaktion und der dynamischen Kraftsteigerung des Motors war.

Der eMTB-Modus, viele Steine, eine Steigung und ich

Die Steine und der Sand haben mir auf meinem eMTB echt zu schaffen gemacht.
Leider habe ich kein Bild von den schlimmsten
Passagen dieses Aufstiegs. Viele Abschnitte waren
komplett mit solchen Steinen, wie sie im linken
Bildrand zu sehen, sind bedeckt.

Dass der eMTB-Modus aber auch seine Nachteile haben kann, merkte ich am dritten Tag unserer Reise auf dem Haustrail, der sich um den Berg gleich hinter der Finca Limón schlängelt. Der doch recht breite Weg wurde erst kurz zuvor mit einem neuen Belag versehen: Sand und Kieselsteine. Damit meine ich nicht nur die kleinen Kieselsteine, die wir hier in Deutschland benutzen, sondern auch bis zu handgroße Steine, die hinter uns den Weg hinunter kullerten, nachdem wir sie mit unseren Reifen gelockert hatten.

Und natürlich, ein Unglück kommt selten allein, denn die „Steinchen“ wurden kombiniert mit Steigungen zwischen 5% und 10 %. Einige Male habe ich mich an der Steigung verhakt und musste absteigen. Dann wieder mit dem Bike in Fahrt zu kommen ist schon eine Kunst für sich, den eMTB-Modus kann man in solchen Situationen aber total vergessen – das habe ich schnell gelernt, nachdem das Hinterrad durchgedreht und den Bereich hinter mir mit noch mehr Steinen bestückt hat. Über mir die heiße Sonne, unter mir die Steine und im Augenwinkel die meterhohe Jesus-Statue mit weit ausgebreiteten Armen, die am Gipfel auf mich wartete und mich leicht zu verhöhnen schien als ich das Charger einige hundert Meter bis zu einer flachen Stelle schieben musste.

Die Jesus Statue schaut vom Gipfel eines Berges auf Pizarra hinab.
Auf meinem Anstieg habe ich die Staue die ganze Zeit gesehen, ohne das Gefühl zu haben, dass ich ihr näher komme…

3 eBike-Tagestouren mit mit vielen Höhen und Tiefen

An drei aufeinanderfolgenden Tagen haben wir unsere Touren von Pizarra aus gestartet. Am ersten Tag sind wir 800 Höhenmeter gefahren. Einen Großteil der Höhenmeter haben wir kurz vor dem Mittagsstopp nahezu am Stück absolviert und haben uns dabei auf einer von Wäldern gesäumten Bergstraße in Kurven Stück für Stück nach oben gearbeitet. Glücklicherweise ergaben sich einige Stellen, an denen man der Aussicht wegen einfach anhalten musste – und so auch wieder zu Atem kommen konnte.

Nachdem wir uns mit den eBikes noch einmal 1000 Hm hochgequält haben, hat uns dieser Ausblick belohnt.
Eine Belohnung für jeden Anstieg: typisch andalusische Hügellandschaft, die sanft übergeht ins tiefblaue Meer.

Auf der leichten neigung des Schotterwegs hatten wir genug Zeit, die Gegend zu betrachten.
Wenn es auch nicht immer extrem steil ist: bergab ist doch immer noch am schönsten – auch mit Motorunterstützung!

Auf dieser Abfahrt war ich mit meinem eMTB leider nicht dabei.
Hi! Ein kurzes Warten auf die Nachzügler.

Die Abfahrt ist der Lohn für die Mühe

Je näher wir dem Gipfel kamen, desto weniger wurde gesprochen, hier und da meckerte ein Schaf und ich hörte nur noch meinen eigenen Atem, das Geräusch meiner Pedelec-Reifen auf dem Asphalt und den Wind, der durch die Nadelbäume wehte. Völlig außer Atem, mit einem schmerzenden Po aber glücklich es endlich geschafft zu haben, kamen wir auf einer kleinen Finca an, wo wir uns mit spanischem Schinken, Käse und eiskaltem Wasser gestärkt haben. Der Weg hinunter war sowas von flowig, dass ich mir wünschte, er würde niemals aufhören. Kurven, die gerade weit genug waren, um ohne zu bremsen hindurch zu donnern; Bodenwellen und natürliche Absätze, über die ich mein Hardtail geprügelt habe und ganz zum Schluss wieder langgezogene unbefahrene Bergstraßen, auf denen einige von uns sich ein Rennen geliefert haben. Mein Tacho zeigte im schnellsten Moment 67 km/h an, damit kam ich aber gerade einmal auf Platz 3 in der internen Rangliste.

Wir und unsere eBikes haben die Akkus auf der kleinen Finca aufgeladen.
Kurzer Mittags-Stopp in einer typisch spanischen Finca, hier haben wir uns gestärkt und unsere eBike-Akkus neue Power bekommen….
Schön erholt haben wir auf unseren eMTBs sanfte Abfahrten genossen.
… bevor es an unsere Nachmittags-Etappe ging.

Tag 2: Selbst ein verlehmtes Hinterrad hält uns nicht auf!

Mit dem eMountainbike sind wir im lehm stecken geblieben.
Nicht nur unsere Bikes, sondern auch wir sahen aus wie Sau!

Der zweite Tag hielt gleich zwei Highlights für mich parat. Von der Finca aus fuhren wir zunächst auf Asphalt, bogen aber schnell in Feldwege ein, die hier und da von einzelnen Bauernhöfen gesäumt wurden. An einem dieser Höfe fuhren wir in Affenzahn mit dem Schwung der letzten Abfahrt direkt in einen Lehmweg ein – und merkten zu spät, dass der Boden unter der ersten Schicht noch nass und zäh war. Diejenigen, die zuvor noch gejubelt hatten, weil sie sich an die Spitze der Gruppe setzen konnten, verfluchten ihren Übermut wenig später, denn wir steckten schlichtweg fest im Schlamassel.
Der zähe Lehm setzte sich in jede Ritze: In die Gangschaltung, zwischen Kettenstrebe und Reifen und auch unter die Schutzbleche. Da standen wir nun mit unserem mehr als 20 Kilogramm schweren e-Bikes, deren Reifen sich kein Stück – aber wirklich keinen Millimeter mehr bewegten! Jeder Versuch, die Reifen vom Lehm zu befreien erwies sich spätestens zwei Meter weiter als sinnlos, weil die Reifen und der Hinterbau wieder voller zähem braunen Schlamm waren. Also schoben wir unsere Bikes die 200 Meter, die eben noch so viel Spaß gemacht hatten wieder zurück- nein, wir schoben sie nicht, wir haben sie gestemmt und getragen, denn die Reifen konnten sich ja nicht bewegen!

Glücklicherweise hatte der Bauernhof an der nächsten Weggabelung einen Wasserschlauch und so verging etwa eine Stunde bis alle eBikes wieder fahrbereit waren. Man muss allerdings dazu sagen, dass kein einziges der Riese & Müller eBikes bei der restlichen Fahrt einen erkennbaren Mangel von dieser Lehmtortur davongetragen hat, alle eMTBs liefen wieder wie am Schnürchen!

Die e-Bikes haben wir mit einem Wasserschlauch vom Schlamm befreit.
Hätten wir beim andalusischen Bauer nicht dieses Wasserfass samt Schlauch entdeckt, hätten wir ein echtes Problem gehabt! 

Vom e-Bike Sattel in Großmutters lokale Küche

Mittagessen in Carratraca nach einem langen Vormittag auf dem e-Bike Sattel.

Das zweite Highlihgt an diesem Tag war eher kulinarischer Natur. Zum Mittagessen stoppten wir in dem kleinen Bergdorf Carratraca, dessen Häuser sich entlang schmaler Straßen an den Berghang schmiegten. Dieses Dorf ist so steil, dass sich bei nicht wenigen Häusern von einer Querstraße zu nächsten ein ganzes Stockwerk auftut! Hier ist die Kantina La Bocacha nicht nur empfehlenswert, sondern ein absolutes Muss! Die Location ist rustikal, hier und da sogar noch mit bloßen Backsteinwänden und ausgestattet mit wild durcheinander gewürfeltem Mobiliar. Viele Stufen führen in einzelne Zwischen-Etagen und in der Mitte des Gebäudes liegt ein wunderschöner kleiner Innenhof, in dem sogar ein Baum in die Höhe wächst. Gegessen wird, was die Großmutter der Familie am Morgen gekocht hat – einfach bestellen und sich überraschen lassen, was auf den Tisch kommt!

Carratraca war unser Mittagsstop, bevor wir mit den eMTBs weiter fuhren.
Carratraca ist ein malerisches Bergdorf nordwestlich von Málaga.

Das Beste kommt zum Schluss: Die Abfahrt auf dem Haustrail

Den dritten Tag unserer Andalusien-Reise verbrachten wir in einer etwas kleineren Gruppe – denn einige von uns waren schon wieder abgereist – auf dem Haustrail der Finca Limón. Diese Tour war trotz der oben beschriebenen bergauf-Schwierigkeiten meine absolute Lieblings-Strecke in den ganzen drei Tagen! Diese Abfahrt war einfach der Knüller – Stein- und Wurzelpassagen wechselten sich ab mit leicht sandigen Spitzkehren und kurvigen Pfaden, die mit Piniennadeln bedeckt waren. Zwischendurch mussten wir auch einmal unsere Bikes schultern, sie mehrere grob in den Stein gehauene Stufen heruntertragen und dann balancierend auf dem Hinterrad durch eine schmale Felsspalte schieben – grandios! Zum Abschluss, nahmen wir den ganzen Schwung von der restlichen Abfahrt mit und ließen unseren Trip in einer welligen Ebene mit einem 3 Meter-Sprung zu einem krönenden Abschluss kommen.

Durch die Felsspalte passte das eMTB nur hochkant
Kleines Koordinations-Training mit dem Charger 🙂

An einigen Stellen mussten wir unsere eMTBs tragen
Hier gab es keine Alternative: Also das Bike schieben oder tragen!

Gerade in den letzten Wochen, als es hier noch trist, kalt und nass war, habe ich mich oft zurück nach Andalusien geträumt – aber genug davon: Der Sommer kommt, also lasst uns die heimischen Wälder wieder unsicher machen! Und wer weiß, vielleicht zieht ihr ja im nächsten Winter eine Tour durch Andalusien in Betracht, ich kann es nur empfehlen!

Mit dem eBike durch Andalusien zu fahren, ist einfach grandios!
Wie man sieht, war ich absolut begeistert von der Landschaft und unseren eBike-Touren im schönen Andalusien!

Danke an e-motion, mit denen und durch die ich diese drei Tage eBiken in Andalusien erleben durfte!

weitere Reiseberichte:
Zurück vom Lage Maggiore und der Côte d’Azur
Das Riese & Müller Delite mountain Probe fahren

Zuletzt aktualisiert am 22.11.2017.

Verfasst von Jenny